So funktioniert das HIFO-Verfahren (mit Rechenbeispiel)

Wenn ein Unternehmen am Ende des Jahres seinen Lagerbestand bewerten möchten, stehen ihm zahlreiche Verfahren zur Verfügung: HIFO, LIFO, FIFO und noch einige mehr.

In diesem Erklärtext möchte ich dir das HIFO-Verfahren zeigen. Es ist etwas exotisch und für die offizielle Bilanz nicht mehr zulässig, aber wird gerne mal in Abschlussprüfungen verlangt.

Das Wichtigste vorweg: HIFO steht für „Highest in, first out“.

Weitere Verfahren der Bestandsbewertung

Eine Reihe von anderen Bewertungsvereinfachungsverfahren habe ich für dich in weiteren Artikeln beschrieben. Schau gern mal rein:

Wozu gibt es Methoden wie HIFO, LIFO und Co. überhaupt?

Das HIFO-Verfahren zählt genau wie LIFO, LOFO etc. zu den sogenannten Bewertungsvereinfachungsverfahren. Sie können eingesetzt werden, um den Wert des Lagerbestands möglichst einfach zu bestimmen.

Der typische Anwendungsfall: Im Lager befinden sich zahlreiche Rohstoffe derselben Art (z.B. Holzbretter). Obwohl sie in ihren Eigenschaften identisch sind, wurden sie nicht zum selben Preis eingekauft (etwa wegen saisonaler Preisschwankungen) und haben entsprechend unterschiedliche Werte.

Wenn das Unternehmen nun zum Jahresende seine Inventur macht und den aktuellen Vorrat an Holzbrettern bewerten will, kommen die Bewertungsvereinfachungsverfahren ins Spiel. Damit man nicht für jedes Holzbrett einzeln prüfen muss, ob es zu einem hohen oder niedrigen Preis eingekauft wurde, darf der gesamte Vorrat zu einer Gruppe zusammengefasst werden.

Für diese Gruppe wird eine Art „Durchschnittspreis“ gebildet. Ein Verfahren, um diesen „Durchschnittspreis“ zu berechnen, ist das HIFO-Verfahren.

Noch einmal zur Erinnerung, weil es sehr wichtig ist: Die HIFO-Methode ist weder handelsrechtlich noch steuerrechtlich zugelassen.

So funktioniert das HIFO-Verfahren in der Praxis

Möchte man den Vorrat nach dem „Highest in, first out“-Prinzip bewerten, geht man folgendermaßen vor:

Man schaut sich die unterschiedlichen Einkaufspreise der Lagerzugänge an und geht davon aus, dass die teuersten Waren zuerst verbraucht wurden.

Wenn im Laufe des Jahres beispielsweise Einkaufspreise von 3 Euro, 4 Euro und 6 Euro pro Stück bezahlt wurden, nimmt man an, dass die „6 Euro-Bretter“ zuerst genutzt wurden, anschließend die „4 Euro-Bretter“ und erst zum Schluss die „3 Euro-Bretter“. Auf diese Weise lässt sich herausfinden, welche Bretter am Ende des Jahres noch im Lager liegen geblieben sind.

In der Praxis wird das natürlich nicht der Fall gewesen sein, aber das Verfahren soll ja bewusst vereinfachen.

Aus der HIFO-Annahme ergeben sich zwei wichtige Schlussfolgerungen:

Erstens führt das Verfahren dazu, dass am Ende des Jahres nur noch die günstigen Waren im Lager liegen, während die teuren bereits verbraucht wurden. Der Restbestand wird also besonders niedrig bewertet, während der Warenverbrauch relativ hoch angesetzt wird. Dieses Phänomen werden wir nachher beim Rechenbeispiel sehen.

Zweitens bedeutet „Highest in, first out“, dass es völlig egal ist, wann welche Waren gekauft wurden. Ob die Vorräte am Anfang oder Ende des Jahres gekauft wurde, ändert nichts an der Bewertung. In diesem Punkt unterscheidet sich das HIFO-Verfahren stark von den rechtlich zulässigen Methoden wie LIFO-Verfahren und FIFO-Methode.

So kann man sich das HIFO-Verfahren vorstellen: Von den Lagerzugängen werden die teuren verbraucht (rechts), die günstigen bleiben im Lager (links).
So kann man sich das HIFO-Verfahren vorstellen: Von den Lagerzugängen werden die teuren verbraucht (rechts), die günstigen bleiben im Lager (links).

Ein Rechenbeispiel für das HIFO-Verfahren

Damit du dir die Methode noch genauer vorstellen kannst, lass uns ein kurzes Beispiel durchrechnen.

Ein großer Handwerksbetrieb betreibt ein Lager voller Plastikrohre, die regelmäßig beim Kunden verbaut werden. Das Lager wird regelmäßig aufgefüllt, da permanent Ware entnommen werden muss. Wie sich die Lagerbestände im Laufe des Jahres verändert haben und welche Stückpreise für neue Lieferungen bezahlt wurden, zeigt die folgende Tabelle:

[table id=01-004-003 /]

Hinweis: Die Daten sind identisch zu den Beispielaufgaben der anderen Verfahren, damit du die Methoden besser vergleichen kannst. Schau gern mal rein: LOFO, LIFO, FIFO, permanenter Durchschnitt, gewogener Durchschnitt.

Um aus diesen Informationen den Restwert des Lagers zu bestimmen, müssen wir zwei Informationen errechnen. Zuerst benötigen wir den Restbestand als Stückzahl, anschließend müssen wir diesen Restbestand mit Hilfe des HIFO-Verfahrens bewerten.

Schritt 1: Menge des Restbestands ermitteln

Die Anzahl der Rohre im Lager lässt sich noch unabhängig vom Bewertungsverfahren bestimmen. Dazu müssen alle Zugänge (inkl. Anfangsbestand) zusammengerechnet werden, anschließend werden alle Abgänge wieder abgezogen. Was dann übrig bleibt, muss logischerweise noch im Lager liegen.

Mathematisch sieht die Formel dafür folgendermaßen aus:

Restbestand = Anfangsbestand + Zugänge – Abgänge

In diese Formel können wir alle Zahlen aus der Tabelle einsetzen und erhalten:

Restbestand = 600 + 120 + 700 + 350 – 50 – 180 – 500 – 100 – 75 = 865

Am Ende des Jahres liegen also noch 865 Rohre im Lager. Für diesen Vorrat muss nun ein Wert gefunden werden, den das Unternehmen in die Bilanz aufnehmen kann.

Schritt 2: Bewertung des Restbestands nach dem HIFO-Verfahren

Um die 865 Rohre zu bewerten, müssen wir herausfinden, welche Einkaufspreise dafür angesetzt werden.

An dieser Stelle kommt das „Highest in, first out“ ins Spiel.

Wie wir vorhin festgestellt haben, liegen am Ende des Jahres die Rohre mit den niedrigsten Einkaufspreisen im Lager. Wir schauen also in die Tabelle und suchen den Zugang mit dem geringsten Preis. Wir werden in Zeile 6 fündig. Dort ist ein Einkauf von 700 Rohren zum Stückpreis von 2,80 Euro notiert.

Damit wissen wir, dass am Ende des Jahres noch 700 Rohre mit einem Wert von 2,80 Euro pro Stück im Lager liegen.

Allerdings umfasst der Restbestand 865 Rohre, sodass noch 865 – 700 = 165 Rohre fehlen, die bewertet werden müssen. Dafür suchen wir den zweitgünstigsten Einkauf in der Tabelle. In Zeile 2 findet sich der Anfangsbestand (600 Stück) mit einem Stückpreis von 3,50 Euro.

Von diesem Anfangsbestand sind am Ende des Jahres noch 165 Stück übrig – also genau der fehlende Teil des Restbestands.

Zusammengefasst setzt sich unser Restbestand aus folgenden Teilen zusammen:

700 Rohre zu 2,80 Euro

165 Rohre zu 3,50 Euro

Daraus können wir den Gesamtwert des Lagerbestands ermitteln. Wir rechnen:

700 × 2,80 Euro + 165 × 3,50 Euro = 2537,50 Euro

Ergebnis: Der Restbestand hat nach dem HIFO-Verfahren einen Wert von 2537,50 Euro.

Zum Vergleich: Hätten wir das LIFO-Verfahren genutzt, wären 3070 Euro herausgekommen; beim FIFO-Verfahren immerhin noch 2842 Euro. Du siehst also, was wir uns vorhin hergeleitet haben: nach dem HIFO-Verfahren ergibt sich ein sehr niedriger Wert für den Restbestand.

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Torben Naujokat, Gründer von Modulearn

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