Und da ist durchaus etwas dran: Eigentlich ist es optimal, wenn du alle Inhalte verstehst und das Auswendiglernen gar nicht benötigst. Leider gibt es einige Dinge, die du dir einfach einprägen musst. Dazu gehören vor allem Definitionen und Fachbegriffe, Formeln (falls man keine Formelsammlung zur Verfügung hat) oder Vokabeln beim Lernen einer Sprache.
Man kommt am Auswendiglernen niemals komplett vorbei und leider scheitern viele immer wieder daran. Sie investieren viel Zeit und am Ende bleibt doch nix hängen.
Damit dir das nicht passiert, zeige ich dir in diesem Beitrag, wie du die drei größten Herausforderungen beim Auswendiglernen meistern kannst.
Vergiss dabei bitte folgendes nicht: Auch mit den Tipps bedeutet Auswendiglernen immer Arbeit. Aber lass uns versuchen, dir diese Arbeit zumindest ein wenig angenehmer, erfolgreicher und weniger zeitintensiv zu gestalten.
Diese drei Probleme werden wir heute lösen:
Herausforderung Nr. 1: Ich finde keine Zeit zum Lernen
Die Probleme mit dem Auswendiglernen beginnen häufig schon vor der eigentlichen Lernphase. Viele angehende Fachwirte arbeiten parallel zur Weiterbildung und/oder müssen sich um ihre Kinder kümmern. Sie schaffen es zeitlich nicht, sich die Inhalte in Ruhe anzuschauen.
Dabei können ein paar einfache Tricks helfen, dass du dir die Zeit zum Auswendiglernen ganz bewusst nehmen kannst.
Erstelle Dir rechtzeitig einen Lernplan
In diesem Tipp stecken gleich zwei wichtige Faktoren: Lernplan und rechtzeitig. Wenn du pro Tag nur wenig Zeit zum Lernen hast, solltest Du deine Vorbereitungsphase möglichst früh einläuten. So kann schon eine Stunde am Tag reichen, um alle wichtigen Inhalte zu lernen.
Für diese kurze Lerneinheit empfehle ich dir die sogenannte „Produktive Stunde“. Dieser Ansatz von Sandra Holze aus dem Zeitmanagement ist ganz einfach und funktioniert folgendermaßen: Bevor du in den Alltag startest, nimmst du dir immer (!) eine Stunde Zeit zum Lernen. Jeden Tag.
In dieser einen Stunde lernst du konzentriert für deine Weiterbildung. Wenn du mehr Zeit findest, umso besser. Wenn nicht, dann hast du zumindest einen Schritt in die richtige Richtung gemacht.
Solltest du absolut keine Zeit vor der Arbeit haben, platziere die Produktive Stunde an den Anfang deiner Freizeit. Nach dem Feierabend setzt du dich als erstes an die Weiterbildung, danach erst beginnt deine private Zeit. Wenn deine Familie abends auf dich wartet, dann erzähl ihr von deinem Plan. Dann gilt: Du bist erst „von der Arbeit zurück“, wenn deine Lerneinheit vorbei ist.
Um in der geblockten Stunde das Richtige zu lernen, ist ein Lernplan unverzichtbar. Er erspart dir ständiges Grübeln, welche Inhalte du dir heute anschauen solltest und sorgt für einen leichteren Einstieg. Wie du einen konkreten Plan mit dem Online-Tool Trello erstellen kannst, habe ich dir sehr detailliert in diesem Artikel beschrieben.
Lerne deine Inhalte passiv
Wenn die Zeit knapp ist, wird es dir helfen, immer wieder für sehr kurze Zeiträume zu lernen. Dazu solltest du einen Teil der Lernmaterialien in der Wohnung verteilen, sodass du sie immer wieder siehst: im Badezimmer beim Zähneputzen, am Kühlschrank, neben dem Fernseher und so weiter. Sobald du daran vorbeikommst und ein paar Minuten Zeit hast, lernst du ein wenig. Auf Dauer wirst du einen tollen Lerneffekt erzielen, ohne dass dir der Aufwand bewusst wird.
Perfekt geeignet für diese Methode sind Karteikarten oder Mindmaps. Sie lassen sich am besten an verschiedenen Orten verteilen.
Schaffe ein perfektes Motivationsfundament
Sich Zeit zum Lernen zu nehmen, ist nur die erste Herausforderung. Konzentriert und vor allem motiviert ans Werk zu gehen, stellt sich oft als noch schwieriger heraus.
Um die anstrengende Prüfungsphase gut zu überstehen, solltest du die perfekte Basis für mehr Motivation legen. Wie das geht, zeige ich dir in diesen drei Artikel, die alle aufeinander aufbauen:
- Mehr Motivation zum Lernen: Der passende Trick für jede Situation (Teil 1: Die Grundlagen)
- Von der ersten Minute an motiviert: So startest du erfolgreich in die Lernsession
- Feinschliff für Deine Motivation: 10 Tipps für (fast) grenzenlose Lernpower
Herausforderung Nr. 2: Ich muss viel zu viel Stoff lernen
Nehmen wir mal an, du nimmst dir regelmäßig Zeit zum Lernen und hast einen detaillierten Lernplan erstellt. Auch dann bleibt dir eine große Herausforderung nicht erspart: Du musst jede Menge Inhalte lernen. Wahrscheinlich aus deiner Sicht sogar „zu viele Inhalte“. Zum Glück gibt es auch dafür tolle Ansätze, um dir das Auswendiglernen zu erleichtern.
Reduziere die Inhalte ganz gezielt
Wenn du in die Lernphase einsteigst, hast du dich mit allen Inhalten vorher schon auseinandergesetzt. Manches ist dir schwergefallen, andere Themen kommen dir leicht vor. Genau diese Unterscheidung brauchst du zum Auswendiglernen.
Streiche vor dem Auswendiglernen alle Themen, die du schon gut kannst, aus dem Lernplan. So umgehst du die Versuchung, dir auch bekannte Inhalte immer wieder anzuschauen. Wenn du ein Thema beherrschst, reicht gelegentliches Wiederholen völlig aus.
Auf diese Weise verschaffst du dir mehr Zeit für alles, was dir schwerfällt. Ein simpler, aber auch sehr wichtiger Faktor, um sich perfekt auf die Prüfung vorzubereiten.
Priorisiere den übriggebliebenen Stoff
Nach dem Streichen kommt das Sortieren. Alle übriggebliebenen Inhalte solltest du so priorisieren, dass du die knappe Lernzeit optimal nutzt. Die wichtigsten Kriterien dafür sind:
- Themen, die du noch gar nicht kannst, lernst du immer zuerst. Danach kommen die Inhalte, bei denen nur noch ein Feinschliff notwendig ist.
- Welche Themen kommen oft in den Abschlussprüfungen vor? Diesen Inhalten solltest du besonders viel Aufmerksamkeit schenken. Wirf also einen Blick in alte IHK-Prüfungen und fokussiere dich auf häufig wiederkehrende Aufgaben.
- Welche Inhalte machen dir keine Freude? Auch dieser Faktor ist entscheidend. Stürze dich erst auf unangenehme Themen, sonst läufst du Gefahr, diese immer wieder zu verschieben und gar nicht zu lernen.
Bringe Struktur in die Inhalte
Unser Gehirn liebt Strukturen und Verknüpfungen; es verbindet Neugelerntes gern mit vorhandenem Wissen. Diese Eigenschaft kannst du dir beim Auswendiglernen zunutze machen.
Bevor du mit dem Lernen loslegst (z. B. während du deinen Lernplan erstellst), solltest du alle Inhalte deiner Weiterbildung strukturieren. Welche übergeordneten Themen musst du verstehen? Welche Unterthemen ergeben sich daraus? Wie hängen die einzelnen Bereiche zusammen?
All das solltest du in einer großen Übersicht zusammenfassen, am besten mit Hilfe der klassischen Mindmaps. Wenn du am Anfang noch nicht den perfekten Überblick hast, kein Problem. Dann lässt du deine Mindmap im Laufe der Zeit weiterwachsen.
Du wirst sehen: Wenn du die neuen Inhalte gedanklich einordnen kannst, werden sie auch länger im Kopf bleiben. Außerdem verminderst du die Gefahr, dass du mitten in der Prüfungsphase den Faden verlierst und nicht mehr weißt, was du noch lernen musst.
Herausforderung Nr. 3: Die Inhalte bleiben nicht im Kopf
Wenn du den Lernstoff reduziert und sortiert hast, dein Lernplan fertig ist und du ein ordentliches Motivationsfundament aufgebaut hast, dann kannst du stolz auf dich sein: die Basis für erfolgreiches Auswendiglernen steht.
Trotzdem bleiben die Inhalte nicht von alleine im Kopf. Ganz im Gegenteil: Ich höre oft die Klage, dass der Stoff ständig in Vergessenheit gerät. Grund dafür ist meist eine falsche Herangehensweise beim Lernen. Stundenlanges Anschauen deiner Unterlagen bringt leider nicht viel, stattdessen solltest du folgende Tipps beachten:
Nutze mehr als einen Lernweg
Der häufigste Grund für erfolgloses Auswendiglernen ist die mangelnde Abwechslung. Viele starren stundenlang auf ihre Unterlagen und wollen sich die Inhalte „reinprügeln“. So wird das nichts…
Nutze stattdessen so viele Formate wie möglich: Bilder und Grafiken, Diagramme, sprich die Inhalte laut aus, nimm sie auf und höre sie dir regelmäßig an, und, und, und. Je mehr Varianten du nutzt, desto intensiver beschäftigt sich dein Gehirn mit den Inhalten und kann sie sich besser merken. Das beginnt beim Erstellen der Unterlagen und endet beim Wiederholen.
Mach so viele Pausen, dass es sich falsch anfühlt
Wer fleißig lernen will, nimmt sich oft viel zu viel vor: 4 Stunden am Stück lernen, besser noch den ganzen Tag lernen, am besten komplett ohne Pause. Das ist Unsinn!
Es ist viel effizienter, wenn du häufige Pausen machst. Alle 20 bis 30 Minuten kurz durchschnaufen ist völlig in Ordnung. Auch nach zwei Stunden eine längere Pause einzulegen, hilft deinem Gehirn die Inhalte besser zu verarbeiten.
Deshalb mache möglichst oft Pause, auch wenn du dich im ersten Moment dabei faul fühlst. Auf lange Sicht wird sich das auszahlen. Und angenehmer ist es auch noch.
Nutze den Spacing-Effekt
Dieser Effekt aus der Lernforschung ist die perfekte Basis für das Auswendiglernen. Er besagt, dass die Abstände zwischen zwei Wiederholungen eines Themas schrittweise größer werden sollten, um optimal zu lernen.
Der einfache Grund: Wenn du einen Teil der Inhalte wieder vergisst, muss sich das Gehirn mehr anstrengen, das Wissen wieder hervorzuholen. Anschließend wird es besser im Kopf bleiben.
Wie du diesen Effekt optimal in deinen Lernrhythmus einbaust, habe ich dir in diesem Artikel genauer erklärt.
Versuche die Inhalte zu verstehen und anzuwenden
Ich weiß, bei manchen Themen gibt es nichts zu verstehen. Man muss sie einfach auswendig lernen. In den meisten Fällen gehören diese Inhalte aber zu einem Gebiet, bei dem man durchaus etwas verstehen und anwenden kann. Nutze das für dich!
Versuche, so viel wie möglich zu verstehen und so wenig wie möglich auswendig zu lernen. Stelle einen Kontext zu deinem bisherigen Wissen her und löse direkt ein paar Übungsaufgaben zum jeweiligen Thema. Diese Verknüpfungen und Anwendungen festigen auch das Auswendiggelernte in deinem Kopf.
Lerne abends im Bett
Platziere auf deinem Nachttisch einen kleinen Stapel mit Karteikarten. Jeden Abend vor dem Schlafen wirfst du einen kurzen Blick darauf. 10 Minuten reichen völlig aus. Damit nutzt du nicht nur den Effekt des „Passiv-Lernens“, sondern unterstützt auch dein Gehirn.
Jede neue Information muss im Gehirn verarbeitet und abgespeichert werden. Während du schläfst, funktioniert das am besten. Schließlich prasseln keine neuen Eindrücke auf dich ein und das Gehirn kann in Ruhe arbeiten.
Nutze die Tipps und bleib dran!
Wie gerne hätte ich einen Artikel für dich geschrieben mit dem Titel „So merkst du dir alles in nur fünf Minuten“. Leider wäre das ziemlicher Unsinn, denn Lernen ist immer Arbeit.
Aber wenn du alle Tipps nutzt und konsequent umsetzt, kannst du den Aufwand zumindest reduzieren. Dann bleibt das Auswendiglernen erträglich und du findest mehr Zeit für Familie und Freizeit. Viel Spaß beim Ausprobieren!
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