Preis-Mengen-Diagramm: Aufbau und Hintergründe einfach erklärt

Um in der Volkswirtschaftslehre (VWL) einen Markt darzustellen, wird in aller Regel auf das sogenannte Preis-Mengen-Diagramm zurückgegriffen. Diese weit verbreitete Grafik bildet sowohl den Preis eines Produkts als auch das zugehörige Angebot und die Nachfrage übersichtlich ab. Wahrscheinlich bist du dieser klassischen Darstellung bereits in Büchern, Videos oder Kursen begegnet:

Für deine IHK-Prüfung (u. a. Wirtschaftsbezogene Qualifikationen) ist es von großem Vorteil, wenn du nicht nur die fertige Grafik kennst, sondern auch die darin verarbeiteten Zusammenhänge verstehst:

  • Aus welchen Elementen setzt sich ein Preis-Mengen-Diagramm zusammen?
  • Welche Informationen kann man daraus ablesen?
  • Warum verlaufen die Kurven exakt so, wie sie in der Grafik zu sehen sind?

In diesem Erklärtext möchte ich dir Schritt für Schritt erläutern, wie ein Preis-Mengen-Diagramm erstellt wird und welche Elemente darin auftauchen. Hast du die Logik dahinter erstmal verstanden, werden dich Prüfungsaufgaben zu diesem Thema nicht mehr vor Probleme stellen.

Die Basis: Ein klassisches Koordinatensystem

Lass uns mit der absoluten Grundlage starten: dem Koordinatensystem. Es setzt sich immer aus den beiden Achsen „Preis“ und „Menge“ zusammen. Letztere wird üblicherweise als X-Achse bzw. Abszisse dargestellt, während der Preis auf der Y-Achse bzw. Ordinate zu finden ist. Ein leeres Preis-Mengen-Diagramm besitzt also diese Form:

Beachte dabei bitte einen ganz wichtigen Faktor, der gern für Verwirrung sorgt: Rein inhaltlich betrachtet sind die Achsen „verkehrt herum“ bzw. unüblich beschriftet. Normalerweise bildet die X-Achse einen Auslöser ab, der gewisse Konsequenzen auf der Y-Achse mit sich bringt. Zum Beispiel:

  • Je mehr Berufserfahrung ein Arbeitnehmer hat (X-Achse), desto höher ist das durchschnittliche Gehalt (Y-Achse).
  • Je mehr Personen in einem Haushalt leben (X-Achse), desto höher sind die monatlichen Ausgaben (Y-Achse).

Im Preis-Mengen-Diagramm ist die Logik umgedreht: Der Preis auf der Y-Achse ist der Auslöser für die Veränderungen der Menge (X-Achse), nicht umgekehrt. Diesen Gedanken solltest du immer im Kopf behalten, wenn du ein Preis-Mengen-Diagramm auswerten möchtest.

Die zentralen Werte im Preis-Mengen-Diagramm

Bevor wir die ersten Kurven bzw. Geraden in das Diagramm einzeichnen, sollten wir einen kurzen Blick auf die Frage werfen, welche Elemente überhaupt abzubilden sind. Grundsätzlich finden sich im Preis-Mengen-Diagramm drei Faktoren:

  • Verkaufspreis eines Produktes
  • Nachgefragte Menge des Produktes
  • Angebotene Menge des Produktes

Es wird also ein Markt betrachtet, auf dem ein konkretes Produkt gehandelt wird (z. B. Lebensmittel, Fahrräder oder Aktien). Dieser Artikel hat einen gewissen Preis. Wie hoch oder niedrig diese Kosten (aus Sicht der Nachfrager/Käufer) bzw. Einnahmen (aus Sicht der Anbieter/Verkäufer) ausfallen, beeinflusst sowohl die nachgefragte als auch die angebotene Produktmenge.

Darüber hinaus wird in der VWL üblicherweise von einem vollkommenen Markt ausgegangen. Was darunter zu verstehen ist und welche Annahmen damit verbunden sind, habe ich in diesem Artikel zum vollkommenen Markt beschrieben.

Die Nachfragekurve: Von oben nach unten

Als erstes wollen wir die Nachfrage in unserem Preis-Mengen-Diagramm abbilden. Dazu benötigst du nur einen Grundgedanken, der dir mit Sicherheit logisch erscheinen wird:

Je höher der Preis ausfällt, desto geringer ist die Nachfrage (und umgekehrt).

Das liegt einerseits daran, dass manche Interessenten sich ein teures Produkt nicht leisten können (z. B. Sportwagen oder Designerkleidung). Andererseits wird es Kunden geben, die zwar ausreichend Geld hätten, aber nicht bereit sind, den geforderten Preis zu zahlen.

Im Preis-Mengen-Diagramm ist den hohen Preisen also eine geringe Nachfrage zuzuordnen. Niedrige Preise hingegen bringen einen hohen Wert auf der Mengen-Achse mit sich. Zur Veranschaulichung siehst du in der folgenden Grafik drei verschiedene Preise und die jeweils zugehörige Nachfrage:

Der Preis pH ist sehr hoch und die Nachfrage xN1 folglich gering. Beim mittleren Preis pM ist die Nachfrage xN2 bereits gestiegen, allerdings noch nicht so hoch wie beim niedrigsten Preis pN und der höchsten Nachfrage xN3.

Ergänzt man das Preis-Mengen-Diagramm gedanklich um jeden denkbaren Preis und seine Nachfrage, ergibt sich die vollständige Nachfragekurve:

Die Angebotskurve: Von unten nach oben

Nach demselben Schema wird das Angebot in das Preis-Mengen-Diagramm eingezeichnet. Dabei stellt sich wieder die Frage, wie die Menge auf einen schwankenden Preis reagiert. Dabei gilt die folgende Logik:

Je höher der Verkaufspreis ist, desto größer wird das Angebot sein.

Dieser Zusammenhang lässt sich insbesondere mit folgenden Argumenten erklären:

  • Ein hoher Preis bietet mehr Potenzial für Gewinne, sodass mehr Verkäufer auf dem Markt aktiv sind und die bestehenden Anbieter ihr Sortiment ausweiten.
  • Ein hoher Preis ermöglicht kostenintensive Produktionsprozesse. Es wird also mehr Betriebe geben, die überhaupt ein Angebot machen können. Bei geringen Preisen werden hingegen einige Anbieter aus dem Markt gedrängt, weil sie im Preiskampf nicht mehr mithalten können.

Mit diesen Informationen können wir wieder die drei Preise pH, pM und pN als Basis nehmen und das zugehörige Angebot eintragen. Das führt zu folgender Übersicht:

Im Gegensatz zur Nachfragekurve führt der höchste Preis pH beim Angebot zu einem sehr hohen Wert auf der X-Achse (xA1). Sinkt der Preis auf pM, verringert sich auch die Angebotsmenge (xA2). Am niedrigsten sind die Werte schließlich bei der Kombination von Preis pN und der Menge xA3.

Anschließend wird das Preis-Mengen-Diagramm ergänzt und aus den drei beispielhaften Punkten eine vollständige Angebotskurve erstellt. Sie verläuft von unten links nach oben rechts, schließlich folgt sie der Logik „Je höher der Preis, desto höher die Angebotsmenge“. Das Diagramm sieht folglich so aus:

Das vollständige Preis-Mengen-Diagramm

Nun folgt der nächste, logische Schritt: Wir zeichnen sowohl die Nachfrage- als auch die Angebotskurve in das Koordinatensystem ein. Und schon haben wir ein vollständiges Preis-Mengen-Diagramm:

Selbstverständlich können wir immer noch zu jedem Preis die entsprechenden Werte für Angebot und Nachfrage ablesen. In der nächsten Grafik siehst du das anhand des niedrigen Preises pN.

Jetzt zeigt sich in kompakter Form, was wir oben bereits hergeleitet haben: Bei einem niedrigen Preis pN ist die Nachfrage xN sehr hoch, während das Angebot xA recht gering ausfällt. In dieser Situation würde das Angebot nicht ausreichen, um die komplette Nachfrage zu decken. Es würde eine Reihe von potenziellen Käufern geben, die auf dem Markt leer ausgehen.

Umgekehrt würde ein hoher Preis dazu führen, dass die Angebotsmenge deutlich über der Nachfragemenge liegt. In diesem Fall wären zwar alle kaufbereiten Nachfrager erfolgreich, aber die Unternehmen würden auf einem Teil ihrer Produkte sitzenbleiben. Diese Konstellation siehst du hier:

Ausgeglichen ist der Markt nur bei einem Preis, der eine identische Angebots- und Nachfragemenge erzeugt. Dieser Punkt wird als Marktgleichgewicht bezeichnet, die jeweiligen Achsen-Werte entsprechend als Gleichgewichtspreis und Gleichgewichtsmenge. Im Preis-Mengen-Diagramm findest du diese Situation im Schnittpunkt von Angebots- und Nachfragekurve:

Unter den Annahmen des vollkommenen Marktes, die üblicherweise in der VWL vorausgesetzt werden, wird sich ein Marktpreis stets auf den richtigen Wert einpendeln, sodass Angebot und Nachfrage übereinstimmen.

Das Preis-Mengen-Diagramm in der Übersicht

Nun haben wir das klassische Preis-Mengen-Diagramm schrittweise und vollständig hergeleitet. Zur Erinnerung sind hier nochmal die wichtigsten Elemente:

  • Das Koordinatensystem setzt sich aus der X-Achse „Menge“ und der Y-Achse „Preis“ zusammen.
  • Abgebildet werden stets der Verkaufspreis eines Produktes sowie das zugehörige Angebot und die zugehörige Nachfrage.
  • Die Nachfragekurve verläuft von oben links nach unten rechts. Dabei gilt: Je höher der Preis, desto niedriger ist die Nachfrage.
  • Die Angebotskurve verläuft entgegengesetzt von links unten nach rechts oben. Das ergibt sich aus der Logik: Je höher der Preis, desto größer das Angebot.
  • Das Marktgleichgewicht (also: Gleichgewichtspreis und -menge) findet sich im Schnittpunkt der beiden Kurven. Auf einem vollkommenen Markt pendeln sich Preis und Menge auf exakt diesen Wert ein.

Kleiner Tipp am Ende: Zeichne selbst mal ein Preis-Mengen-Diagramm ohne im Internet, in Büchern oder ähnlichen Quellen zu schauen. Wenn du die Logik im Hintergrund verinnerlichst, steht dem Prüfungserfolg im Bereich VWL nichts mehr im Wege.

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Torben Naujokat, Gründer von Modulearn

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