Von Kostenarten bis Kostenträger: Definitionen, Beispiele und Zusammenhänge
Wer den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens beurteilen möchte, kommt an einer Kennzahl niemals vorbei: an den Kosten. Sie entscheiden maßgeblich darüber, ob ein Unternehmen Gewinne abwirft, Verluste erwirtschaftet oder sogar pleite geht.
Daher ist es auch kein Wunder, dass die Kosten besonders intensiv analysiert werden. Ganz zentral sind dabei folgende Fragen:
- Welche Arten von Kosten fallen im Unternehmen an?
- Wo werden die unterschiedlichen Kosten verursacht?
- Für welche Produkte und Leistungen fallen die Kosten an?
Genau diese Fragen lassen sich mit den drei wichtigsten Verfahren der Kostenanalyse beantworten: Kostenartenrechnung, Kostenstellenrechnung und Kostenträgerrechnung.
Was genau sich dahinter verbirgt, welche Ziele damit verfolgt werden und wie die drei Rechnungen zusammenhängen, erkläre ich dir in diesem Überblicksartikel.
Lass uns die folgende Grafik anschauen und ich erkläre dir schrittweise, was sie bedeutet:
Wir starten auf der linken Seite und werfen zuerst einen Blick auf die Kostenartenrechnung. Sie kommt in der Logik der Kostenanalyse ganz am Anfang.
Kostenartenrechnung: Sinnvolle Einteilung aller Kosten
Die Kostenartenrechnung lässt sich am besten mit einer Inventur vergleichen. Alle Kosten, die im Unternehmen anfallen, werden gesammelt und aufgelistet. Hinterher kann sich die Geschäftsführung einen guten Überblick über die Ausgaben verschaffen.
Allerdings werden die Kosten nicht einfach willkürlich zusammengeworfen, sondern nach Kostenarten sortiert.
Beispielsweise könnte (und sollte) man Materialkosten von Personalkosten trennen, die Kosten der Verwaltung von den Kosten in der Produktion und so weiter. Sobald diese groben Einteilungen durchgeführt wurden, kann weiter aufgeschlüsselt werden: je eine Kategorie für jede Materialart, feste Löhne gegenüber variablen Bonuszahlungen etc.
Nach welchem System ein Unternehmen seine Kosten sortiert, bleibt ihm selbst überlassen. Da wir uns hier im internen Rechnungswesen befinden, müssen keine gesetzlichen Vorschriften beachtet werden.
Zwei häufige Gliederung sind
- nach dem Funktionsbereich: Lagerkosten, Produktionskosten, Vertriebskosten etc.
- nach den Produktionsfaktoren: Materialkosten, Hilfsmittelkosten, Personalkosten etc.
Warum macht man das Ganze?
Wenn die Kostenarten sinnvoll gewählt sind, können zahlreiche Analysen durchgeführt werden, die für die Unternehmensführung wichtig sind: Warum sind die Kosten für einen bestimmten Rohstoff gestiegen? Wo lassen sich Einsparungen erzielen? Sind die Personalkosten im Vergleich zu anderen Kosten zu hoch?
Darüber hinaus bildet die Kostenartenrechnung die Basis für die Kostenstellenrechnung und die Kostenträgerrechnung. Erstere schauen wir uns nun etwas genauer an.
Kurzinfo zur Kostenartenrechnung
Zentrale Frage: Welche Arten von Kosten fallen im Unternehmen an?
Ziel: Sinnvolle Gliederung aller Kosten des Unternehmens
Kostenstellen: Wo werden die Kosten verursacht?
Sobald alle Kosten aufgegliedert wurden (Kostenartenrechnung), kommt der nächste Schritt der Kostenanalyse. In der Kostenstellenrechnung werden alle Kosten analysiert, die als sogenannte Gemeinkosten einzustufen sind.
Darunter fallen alle Ausgaben, die sich nicht eindeutig einem Produkt des Unternehmens zuordnen lassen. Beispielsweise gehören dazu Personalkosten, Energiekosten, Maschinen, die für mehrere Produkte genutzt werden, Reinigungskosten und so weiter.
Dieser Teil der Kosten wird aus der Kostenartenrechnung übernommen und soll nun auf die sogenannten Kostenstellen verteilt werden.
Unter Kostenstellen versteht man klar abgegrenzte Bereiche des Unternehmens, in denen Kosten anfallen. Klassischerweise werden folgende Kostenstellen genutzt:
- Allgemeine Kosten (z.B. Energie)
- Material
- Fertigung
- Vertrieb
- Verwaltung
- bei Bedarf: Forschung und Entwicklung
Auch hier gilt: Man kann die Kostenstellen jederzeit nach anderen Regeln einteilen. Denkbar wäre etwa eine Gliederung nach Regionen (DACH, US-Markt, asiatischer Markt etc.).
Wenn die wichtigsten Kostenstellen definiert wurden, kann man beginnen, die Gemeinkosten zu verteilen. Man möchte beispielsweise berücksichtigen: Welcher Anteil der Energiekosten des Unternehmens fällt in der Produktion an? Welche Abteilung verursacht welchen Teil der Lagerkosten?
Am Ende sollten alle Gemeinkosten auf die verschiedenen Kostenstellen verteilt sein.
Wie genau die Verteilung der Gemeinkosten auf die unterschiedlichen Kostenstellen funktioniert, soll hier nicht weiter betrachtet werden. Wenn du es genauer wissen möchtest, ist das zentrale Stichwort: Betriebsabrechnungsbogen, kurz BAB.
Kurzinfo zur Kostenstellenrechnung
Zentrale Frage: Welche Kostenstelle verursacht welche Kosten?
Ziel: Verteilung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen
Häufige Methode: Betriebsabrechnungsbogen
Kostenträgerrechnung: Wie teuer sind einzelne Produkte?
Kommen wir nun zum dritten Schritt der ausführlichen Kostenanalyse. In der Kostenträgerrechnung werden die Infos aus der Kostenarten- und der Kostenstellenrechnung kombiniert.
Aus der Kostenartenrechnung stammen alle Einzelkosten; also solche Kosten, die sich problemlos einem Produkt zuordnen lassen. Aus der Kostenstellenrechnung kommen alle Gemeinkosten, die vorher aufgeschlüsselt wurden.
Warum macht man das?
Das zentrale Ziel der Kostenträgerrechnung ist es, jedem Produkt eines Unternehmens alle Kosten zuzuordnen, die es im Laufe der Produktion verursacht hat. Auf diese Weise bekommt man eine solide Grundlage für die Preiskalkulation oder auch die Analyse des Betriebsergebnisses.
Mit anderen Worten: Man erhält die Selbstkosten eines Produktes.
Wie man die Kostenträgerrechnung durchführt, ist abhängig vom Unternehmen und seinem Angebot. Diese Details sparen wir uns in diesem Überblicksartikel.
Übrigens: Die Kostenträgerrechnung funktioniert nicht nur für physische Produkte, sondern auch für Dienstleistungen eines Unternehmens.
Aufteilung der Kostenträgerrechnung
Grundsätzlich kann man die Kostenträgerrechnung aus zwei Perspektiven betrachten.
Einerseits gibt es die sogenannte Kostenträgerstückrechnung. Das ist genau das Vorgehen, was ich dir eben beschrieben habe. Jedem Produkt werden seine Kosten zugeordnet.
Andererseits ist eine Kostenträgerzeitrechnung denkbar. Dabei geht es nicht um einzelne Produkte, sondern um Zeiträume. Es sollen alle Kosten ermittelt werden, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums angefallen sind. So kann man unter anderem die Entwicklung der Kosten im Laufe eines Jahres beobachten.
Kurzinfo zur Kostenträgerrechnung
Zentrale Frage: Welche Produkte verursachen welche Kosten?
Ziel: Verteilung aller Kosten auf Produkte/Leistungen (Kostenträgerstückrechnung) oder auf bestimmte Zeiträume (Kostenträgerzeitrechnung).
Ohne Frage ein komplexes Thema…
Nicht ohne Grund werden die Kosten eines Unternehmens besonders intensiv analysiert. Schließlich sind sie einer der wichtigsten Faktoren für unternehmerischen Erfolg.
Leider wird die Kosten- und Leistungsrechnung dadurch ziemlich kompliziert.
Deshalb solltest du versuchen, immer erst die grundsätzlichen Zusammenhänge zu verstehen und erst danach in die Details einzutauchen. Mit diesem Artikel hast du nun eine erste Übersicht zu Kostenarten, Kostenstellen und Kostenträgern.
Wenn du Bedarf hast, kannst du dich nun auf die Feinheiten der einzelnen Bereiche stürzen.
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