In der Schule fand ich Mindmaps doof. Ich habe sie mit Zeitverschwendung verbunden und konnte mir nicht vorstellen, dass sie mir beim Lernen helfen. Auf der anderen Seite wurde und wird die Lerntechnik immer wieder als unverzichtbares Mittel zur Prüfungsvorbereitung angepriesen.
Also habe ich vor kurzem beschlossen, der Mindmap eine zweite Chance geben. Für eine meiner Klausuren an der Fernuni habe ich voll auf die für mich ungewohnte Lernmethode gesetzt. Und was soll ich sagen? Das Ergebnis war überraschend positiv, wenn auch nicht für alle Anwendungsfälle geeignet.
Kurzer Überblick: Was ist eine Mindmap?
Mindmapping ist eine Lernmethode, die schon in den 1960er-Jahren vom Engländer Tony Buzan entwickelt wurde, und seitdem fester Bestandteil des weltweiten Lernens geworden ist.
Die Grundidee ist folgende: Zu einem übergeordneten Thema werden alle Inhalte, Ideen etc. nicht in einer langen Liste, sondern in einer Baumstruktur festgehalten. Das zentrale Thema steht in der Mitte, alles Weitere hängt an Ästen rundherum. So können zum Beispiel Ideen gesammelt, Prüfungsinhalte strukturiert oder Vokabeln gelernt werden.
Die Erstellung soll möglichst kreativ und flexibel sein. Es können nach Belieben Farben, Formen und kleine Bilder ergänzt werden. So erhält man am Ende eine sehr individuelle und bunte Mindmap, die perfekt zum eigenen Lernverhalten passt.
Die Verknüpfungen helfen dabei, sich die Inhalte besser zu merken. Sie geben dem Gehirn eine klare Struktur vor und sind leichter zu merken als beispielsweise eine lange Liste. Durch die zusätzlichen Bilder und Farben kommt außerdem ein visueller Faktor ins Spiel.
Weitere Infos, wie man eine Mindmap erstellt, findest Du zum Beispiel in diesem Artikel oder auch hier.
Mein Anwendungsfall für den Mindmap-Praxistest
Um das Mindmapping auf Herz und Nieren zu testen, habe ich eine meiner aktuellen Klausuren (Thema: Marketing) ausgewählt. Zur Prüfungsvorbereitung musste ich eine ganze Reihe von Definitionen, Erläuterungen etc. auswendig lernen; dazu kamen noch ein paar Rechenaufgaben. Außerdem mussten die verschiedenen Themen immer wieder inhaltlich verknüpft werden.
Auf den ersten Blick also ein perfektes Anforderungsprofil für die Mindmap-Lernmethode.
Die Ziele waren auch klar: Alle Inhalte, die ich im Laufe des Semesters kennengelernt hatte, wiederholen und vor allem einprägen. Das sollte doch machbar sein, oder?
Konkrete Umsetzung: Mindmap erstellen
Wer eine Mindmap erstellen möchte, hat grundsätzlich zwei Varianten: klassisch mit Zettel und Stiften oder digital mit einem der zahlreichen Mindmap-Tools. Eine eindeutige Empfehlung kann ich dir leider nicht geben, die beiden Methoden sind Geschmackssache.
Aber lass uns einen Blick auf die jeweiligen Vorteile der beiden Varianten werfen. Dann kannst du dich später besser entscheiden:
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Ich habe mich bei meinem Praxistest für die digitale Variante entschieden.
In erster Linie habe ich befürchtet, dass ich auf einem DIN A4 Blatt Platzprobleme bekommen werde (was sich später als richtig erwiesen hat). Außerdem bin ich kein besonders kreativer Kopf, sondern lege viel Wert auf Struktur und Ordnung. Deshalb wollte ich unbedingt die Möglichkeit haben, meine Inhalte später nochmal neu zu sortieren.
Aber denk dran: Ob digital oder klassisch ist reine Geschmackssache. Richtig oder falsch gibt es hier nicht!
Meine Mindmap-Software: Xmind
Ganz konkret habe ich das kostenlose Mindmap-Programm Xmind genutzt. Xmind bietet meiner Meinung nach alle wichtigen Funktionen und ist einfach zu bedienen. Du kannst verschiedene Farben, Formen und Strukturvorlagen nutzen; außerdem gibt es einige Tastenkombinationen, die dir das Leben noch einfacher machen.
Perfekt ist die Software allerdings auch nicht: Beim Start ist Xmind recht langsam, was sich zum Glück während der Bearbeitung legt. Um die Mindmap zu sichern, kann man zwar eine Bilddatei (png-Format) erstellen, für ein PDF bräuchte man allerdings die kostenpflichtige Pro-Version. Auch die Nutzung der Formatierungen ist hier und da etwas umständlich.
Xmind ist also eine solide, schlichte Lösung, die für meine Bedürfnisse absolut ausreichend ist. Wer noch mehr formatieren, einfärben etc. möchte, sollte ggf. nach einer anderen Software suchen.
Mindmap erstellen: So funktioniert's!
Nun hatte ich also meine Software und jede Menge Prüfungsstoff vor der Nase, der in Mindmaps umgewandelt werden wollte. Der erste Schritt war recht eindeutig: Ich brauchte die zentralen Begriffe für die Mitte meiner Mindmaps.
Da meine Klausur sich mit Marketing beschäftigt hat, war auch die Einteilung schnell gefunden: die klassischen vier P’s des Marketings (Produktpolitik, Preispolitik, Kommunikationspolitik und Distributionspolitik). Zusätzlich habe ich noch eine fünfte Mindmap erstellt, auf der ich alle potentiellen Rechenaufgaben gesammelt habe.
Auf dieser Basis habe ich mir meine Kursskripte nochmal angeschaut und die wichtigsten Themen auf den fünf Mindmaps gesammelt.
Das zentrale Motto dabei: Einfach drauf los!
Ich habe wenig Zeit in Farben oder Formen investiert, sondern mich voll auf die Inhalte und die Struktur der Mindmap konzentriert. Auf diese Weise konnte ich recht zügig meine Mindmaps erstellen. Selbstverständlich kannst Du schon während der Erstellung auf Farben achten und kleine Bilder malen. Wie gesagt: Das ist reine Geschmackssache.
Sobald ich eine Mindmap fertig hatte, habe ich mir alles nochmal angeschaut und überlegt, ob die Struktur wirklich sinnvoll ist. Dann habe ich hier und da noch ein paar Begriffe verschoben, ergänzt oder umbenannt.
Insgesamt hat sich aber gezeigt: Die erste, intuitive Struktur war in den meisten Fällen absolut richtig und perfekt für mein individuelles Lernen und Verstehen.
Hat die Erstellung gut funktioniert?
Ganz klar ja! Beim Erstellen einer Mindmap zeigt sich die größte Stärke der Lernmethode: Sie ist einfach, intuitiv und bringt Abwechslung in den oft eintönigen Lernalltag. Man könnte sogar sagen: Mindmapping macht Spaß!
Allerdings muss man auch festhalten: Es kostet etwas Zeit, sich die ganzen Inhalte nochmal zurecht zu legen und in einer Mindmap festzuhalten. Das solltest du nicht unterschätzen. Zum Glück ist diese Zeit nicht verschwendet, sondern du setzt dich nochmal intensiv mit den Inhalten auseinander und baust in Deinem Kopf die ersten Verknüpfungen und Strukturen.
Eine Schwierigkeit bringt die Erstellung aber doch mit sich. Man stößt immer wieder auf die Frage: Wie detailliert sollte ich die Inhalte in meine Mindmap übertragen? Geht man zu sehr ins Detail, wird die Mindmap schnell unübersichtlich. Bleibt man zu oberflächlich, könnten wichtige Details verlorengehen, weil man sie später zu grob wiederholt.
Eine perfekte Lösung kann ich Dir für dieses Problem leider nicht anbieten; das hängt zu sehr vom Einzelfall und vor allem von Deiner Zielsetzung ab. Willst du dir vor allem einen Überblick über die Prüfungsinhalte verschaffen, reicht sicherlich die grobe Variante. Willst Du hingegen intensiv lernen, musst du wohl etwas mehr ins Detail gehen.
Ich habe eine Mindmap erstellt, und nun?
Sobald die Mindmaps fertig sind, geht das Lernen erst richtig los. Schließlich muss man die Inhalte auch mit einer Mindmap regelmäßig wiederholen. An dieser Stelle unterscheiden sich Mindmaps kaum von anderen Lernmethoden. Man schaut sich die Inhalte regelmäßig an und versucht sie zu behalten. Daher ist die zentrale Frage:
Wie gut helfen die Mindmaps beim Einprägen des Prüfungsstoffs?
Das Wichtigste vorweg: Mir haben die Mindmaps sehr geholfen. Für mich hat sich jede Minute Arbeit gelohnt und später in der Prüfung wieder ausgezahlt.
Ganz konkret sind mir die folgenden Vorteile aufgefallen:
- Ich hatte durch die Mindmaps einen besseren Überblick über die verschiedenen Themen und Inhalte. Allein diese Grobstruktur hat sich als sehr hilfreich herausgestellt, da ich beim Lernen immer genau wusste, wo ich gerade war. So habe ich mich nicht im sehr umfangreichen Prüfungsstoff „verloren“.
- Die Zusammenhänge zwischen den Themen wurden klarer und waren präsenter. Sowohl durch die reine Erstellung der Mindmap als auch durch das Lernen der Äste konnte ich mir die Verknüpfungen und inhaltlichen Perspektiven besser merken.
- Als visueller Lerntyp habe ich davon profitiert, die Inhalte in gezeichneter Form vor mir zu haben. Die Inhaltsbäume bleiben einfach besser im Kopf als langweilige Listen.
- Indem ich die Mindmap erstellt und anschließend wiederholt habe, hatte ich automatisch einen Lerneffekt, weil ich mich mehrfach mit den Themen auseinandergesetzt habe.
Trotz der vielen Vorteile haben die Mindmaps auch Schattenseiten, die ich dir auf keinen Fall verheimlichen möchte.
Die folgenden Dinge habe sich als störend und schwierig herausgestellt:
- Die Mindmaps sind am Ende recht groß geworden. Das hatte einen ganz praktischen Nachteil: Ich konnte sie mir de facto nicht mehr in Gänze auf meinem Bildschirm anschauen. Ich habe also viel zoomen und das Bild hin- und herschieben müssen, um wirklich alle Äste sehen zu können. Dadurch ist ein Teil der Übersichtlichkeit wieder verloren gegangen.
- Damit die Mindmaps nicht ausufern, habe ich hier und da einige Details weggelassen. Das kann natürlich positiv sein, bei mir stellte sich das Ganze eher als Problem dar. Am Ende habe ich die Details nämlich wieder umständlich in den Kursunterlagen nachgeschlagen.
- Um Rechenwege zu verinnerlichen, sind Mindmaps meiner Meinung nach nicht geeignet. Man kann sich zwar einen Überblick über die wichtigsten Anwendungsfälle verschaffen, zur Prüfungsvorbereitung würde ich dennoch immer auf Karteikarten für die Formeln und zahlreiche Übungsaufgaben setzen.
Mindmaps sind eine super Lernmethode
Insgesamt kann ich Dir das Mindmapping als Lerntechnik absolut empfehlen. Zugegebenermaßen muss man sich erstmal auf das Vorgehen einlassen und es eignet sich auch nicht für jeden Anwendungsfall (z.B. nicht für Rechenaufgaben). Aber für übersichtliches und strukturiertes Lernen ist die Lernmethode perfekt.
Wie Du die Mindmaps konkret erstellst, bleibt Dir selbst überlassen. Ich habe Dir zwar ein paar Tipps gegeben, die mir geholfen haben, dennoch solltest du bei den Details deinen persönlichen Weg finden. Probiere es am besten einfach mal aus!
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ich mache meine Mindmaps auf einlaminierte A3 Blätter , diese wird dann mit bunten abwaschbaren Folienstiften beschriftet. Davon habe ich ca 20 Stück .Nach jeder Klausur werden die Mindmaps einer Dusche unterzogen und weiter gehts zum nächsten Thema. Spart Papier und schont die Umwelt
Sehr coole Idee! :-)
ich habe das mit der Unübersichtlichkeit so gelöst, dass nach der groben Übersicht (Thema und Hauptäste) anschließend für jeden Hauptast ein eigenes Mind-Map gemacht habe. So lassen sich auch komplexere Themen in Mind-Mapform gut darstellen
Das ist natürlich auch eine gute Möglichkeit. Ich denke aber, dann muss man wiederum aufpassen, dass es nicht zu viele Mindmaps werden. Es kommt sicherlich auf den Einzelfall an.
Super hilfreiche Lernmethode. Vielen Dank für deine hilfreichen Tipps!
Ich werde diese Methode auf alle Fälle anwenden um mich auf eine schriftliche Klausur vorzubereiten aus dem 1. Seminar, die ich im 2. Seminar im November wiederholen werde.
Hi Katrin,
schön, dass ich Dir helfen konnte. Dann wünsche ich Dir ganz viel Erfolg beim zweiten Anlauf :-)
Viele Grüße
Torben