Wie funktioniert Amortisationsrechnung?

Um den Nutzen einer Investition zu berechnen, stehen einem Unternehmen verschiedenste Methoden zur Verfügung. Sie sollen grundsätzlich alle dieselbe Frage beantworten:

Ist es sinnvoll, eine konkrete Investition durchzuführen?

Ein sehr gängiges Verfahren ist die sogenannte Amortisationsrechnung. Sie gehört zur Kategorie der statischen Investitionsrechnung und ist in der praktischen Umsetzung vergleichsweise einfach. Das erklärt auch, warum die Methode so beliebt ist.

Was bedeutet Amortisation überhaupt?

Unter der Amortisationsdauer wird die Zeitspanne verstanden, die benötigt wird, um alle ursprünglichen Kosten einer Investition wieder zu erwirtschaften.

Mit anderen Worten: Wann habe ich meine Ausgaben wieder „reingeholt“?

An einem einfachen Beispiel wird die Logik noch deutlicher: Ein Bauunternehmen kauft für 100.000 Euro einen neuen Kran. Mit dem Gerät können jedes Jahr 20.000 Euro zusätzlicher Umsatz erzielt werden, weil mehr Aufträge angenommen werden können. Es wird also 5 Jahre dauern, bis die Kosten von 100.000 Euro wieder ausgeglichen sind (5 × 20.000 Euro = 100.000 Euro).

Dann hat sich die Maschine amortisiert.

Grundsätzlich streben Unternehmen eine möglichst kurze Amortisationsdauer an. Kurze Investitionsphasen bedeuten weniger finanzielle Unsicherheit und mehr freies Kapital, das wieder für neue Projekte zur Verfügung steht. Wie sinnvoll diese Herangehensweise ist, schauen wir uns später noch an.

Die Formel für die Amortisationsdauer

Die mathematische Formel zur Berechnung der Amortisationsdauer lautet folgendermaßen:

\(\text{Amortisationsdauer} = \frac{\text{Anschaffungskosten } - \text{ Restwert}}{\text{durchschnittlicher Jahresrückfluss}}\)

Man nimmt also die Ausgaben für die Investition abzüglich des Restwerts (über dem Bruchstrich) und teilt sie durch die Summe an jährlichen Rückflüssen, die durch die Investition erzielt werden (unter dem Bruchstrich). Als Ergebnis erhält man die Anzahl der Jahre, die es dauert, bis alle Anschaffungskosten wieder eingenommen wurden.

Doch wie setzt sich der Jahresrückfluss zusammen?

Darunter fällt einerseits der zusätzliche Gewinn durch die Investition und andererseits die Abschreibungen der Investition. Sie werden einfach addiert und als Wert für den Jahresrückfluss genommen.

Es kann in den Prüfungsaufgaben auch passieren, dass die jährlichen Rückflüsse erst berechnet werden müssen. Beispielsweise könnten zwar die Gesamtrückflüsse der nächsten 3 Jahre bekannt sein, sie müssten aber noch auf das einzelne Jahr heruntergerechnet werden. Dann wird angenommen, dass die Rückflüsse gleichmäßig verteilt sind.

Zu guter Letzt solltest du noch eine kleine Variante dieser Formel kennen.

Es ist durchaus möglich, keinen Restwert von den Anschaffungskosten abzuziehen. In diesem Fall geht man davon aus, dass die Höhe des Restwerts unsicher oder gleich Null ist. Damit wird er auch in der Formel gleich Null gesetzt.

Rechenbeispiel für die Amortisationsrechnung

Lass uns ein Beispiel für die Formel anschauen. Nehmen wir an, ein Unternehmen kauft für 100.000 Euro eine neue Produktionsmaschine. Sie soll 5 Jahre lang im Einsatz sein und dabei linear abgeschrieben werden. Für die kommenden Jahre wird im Durchschnitt ein zusätzlicher Gewinn von 15.000 Euro erwartet.

Aus diesen Zahlen lässt sich der jährliche Rückfluss berechnen. Er setzt sich aus dem Gewinn und den Abschreibungen zusammen:

\(\text{Jährlicher Rückfluss} = 15.000 + 20.000 = 35.000 \text{ Euro}\)

Die 20.000 Euro stellen dabei die jährlichen Abschreibungen dar, wenn man 5 Jahre lang linear abschreibt (100.000 Euro ÷ 5 = 20.000 Euro).

Anschließend müssen noch die Anschaffungskosten durch den Rückfluss geteilt werden. Ein Restwert ist nicht vorgegeben und kann in der Formel also weggelassen werden:

\(\text{Amortisationsdauer} = \frac{\text{Anschaffungskosten}}{\text{Jährlicher Rückfluss}} = \frac{100.000 \text{ Euro}}{35.000\text{ Euro}} = 2,86 \text{ Jahre}\)

Die Kosten für die neue Maschine können also in etwas weniger als 3 Jahren erwirtschaftet werden.

Ist die Amortisationsrechnung eine sinnvolle Methode?

Die Amortisationsrechnung bringt in erster Linie den Vorteil, dass sie relativ einfach durchzuführen ist. Weder wird eine komplizierte Formel benötigt noch sind die Daten besonders schwierig zu beschaffen. Aus dieser Perspektive kann die Rechnung also schnell einen guten Eindruck über die geplante Investition geben.

Allerdings hat das Verfahren einige Schwächen. Die größte ist sicherlich folgende: Es wird nicht wirklich geprüft, wie vorteilhaft die Investition ist. Man weiß hinterher nur, wann das investierte Geld wieder im Unternehmen ist. Die Frage, ob eine Investition auch nach der Amortisation hohe Gewinne einfährt, wird gar nicht berücksichtigt.

Nun kann eine kurze Amortisationszeit zwar ein Qualitätsmaßstab sein („Ich will meine Ausgaben schnell zurückhaben“), bringt dann aber ein weiteres Problem mit sich. Wenn man nur darauf schaut, dass die Amortisationsdauer möglichst kurz ist, haben langfristige Investitionen kaum eine Chance.

Kurzum: Für eine erste, grobe Einschätzung ist die Amortisationsrechnung durchaus geeignet; für die detaillierte Bewertung einer Investition werden zu viele Faktoren nicht berücksichtigt.

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Torben Naujokat, Gründer von Modulearn

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